Rajalta Rajalle Hiitho - März 2009 - 440 km durch Finnlandzurück
(Bericht: Reinhard Schäfer)


Rajalta Rajalle Hiitho – im März 2009 in Finnland

 

Ein Skilanglauf von Grenze zu Grenze – von der russischen zur schwedischen Grenze an der Ostsee.

 

Die Langlaufspur führt 440 km durch die Wildnis Lapplands ca. 50 km südlich des Polarkreises entlang. Die tägliche Etappen werden durch menschenleere Wälder gelaufen. Auch die beheimatete Tierwelt wie Elch und Rentier läßt sich nicht blicken, nur das Servicepersonal an den Verpflegungsständen läßt einen menschlichen Kontakt zu. Es herrscht zeitweise eine eisige Stille wie in einem Kühlhaus.

Der Skiclub Nieste organisierte für 11 Oldy-Skilangläufer den Rajalta Rajalle Hiitho in Finnland.

Diese gut organisierte schneesichere Veranstaltung Anfang März übt einen großen Anreiz auf Ausdauer-Wintersportler aus, denn einige von den Teilnehmern wiederholten bereits dieses „event“ und konnten somit der Gruppe wertvolle Ratschläge geben, besonders für die Vorbereitung, den Wachs und die Gepäckliste.

Zu den 6 Sportlern von Nieste K.H. Krause (2x)– Hartwig Blumenstein – Fritz Happel –

Hans Hausmann – Willi Unger und Reinhard Schäfer (4x) kamen noch aus dem Landkreis Kassel

Gerhard Moser (3x) – Wilfried Austrup – H.von Donop – Horst Hilmes und Martin Gertenbach.

 

 

Alle 11 Ausdauersportler besitzen eine gute Grundkondition, die sie durch ihre Sommeraktivitäten wie OL Läufe- Joggen - Sommerbiathlon-Krafttraining-RTF Radfahrten und mehrtägige Radtouren erhalten.

Die Gesamtstrecke von 440 km wurde in 7 Etappen nonstop ohne Ruhetag jeweils täglich von

50 bis 85 km gelaufen, dazu benötigt man natürlich wie Behle sagen würde „viele Körner“. Diese Körner bestehen vorwiegend aus vitamin- und kohlehydratreicher Kost und in Notfällen wenn der Hungerast sich ankündigt aus einem Energiebarren.

Für 7 Sportler ist die Vorbereitung nichts Neues, denn sie haben bereits den Vasaloppet in Schweden und viele andere Wordloppet Skimarathons absolviert.

Die Gesamtstrecke von 440 km wurde in 7 Etappen nonstop ohne Ruhetag jeweils täglich von

50 bis 85 km gelaufen, dazu benötigt man natürlich wie Behle sagen würde „viele Körner“. Diese Körner bestehen vorwiegend aus vitamin- und kohlehydratreicher Kost und in Notfällen wenn der Hungerast sich ankündigt aus einem Energiebarren.

Die gesamte Crew war enorm motiviert und hat sich dem entsprechend konditionell  intensiv und akribisch auf dieses  Abenteuer vorbereitet. Zu der vorhandenen Grundkondition kam ab November

das Schneetraining. Der hessische Winter hat es in diesem Jahr gut gemeint, denn von Mitte November bis zum „take off“ im März, konnte auf dem Meißner oder im Harz bei guten Schneeverhältnissen eifrig trainiert werden.

Die Teilnehmer benötigten für so eine lange Nonstop-Distanz eine fast perfekte Langlauftechnik

mit alpiner Erfahrung gepaart , um das “Maali“ nach 7 Tagen zu erreichen. Zu den oft bissigen

kurvenreichen Abfahrten zwischen Bäumen und Sträuchern hindurch kamen natürlich auch

lange Gleitphasen die man mit Doppelstock- oder Diagonallauftechnik richtig geniessen konnte.

 

Am 3. März geht es dann endlich los.

Die Anreise erfolgte mit der Lufthansa von Frankfurt bis Helsinki und dann weiter mit der Finn-Airlines nach Kuusamo. Das Quartier für die ersten beiden Tage zum akklimatisieren und um die Wachserei den Schneeverhältnissen anzupassen  war im Sportzentrum von Oivanki 20 km entfernt von Kuusamo.

Die Unterkünfte entlang der Strecke haben nur eine Kapazität für max. 100 Sportler, deshalb wird die Veranstaltung hinsichtlich des großen weltweiten Interesses auf noch 3 weitere Starts an den folgenden Tagen erweitert, so daß insgesamt 400 internationale Langläufer starten können.

 

Die Bedingungen beim längsten organisierten Skimarathon der Welt, ohne Wettkampfcharakter, unterscheiden sich erheblich von den tradionellen Skimarathons. Es gibt keinen Startschuß, keinen Sieger und keinen Loser, alle Skiläufer die das Ziel in Tornio erreichen sind die Sieger.

Die 7 langen Tagesetappen bis zu 85 km, die oft noch durch Sturm, Kälte, Orientierungsproblemen, bescheidener Loipenernährung und z.T. schlechten Loipenpassagen erschwert werden, lassen diesen Skilanglauf von Grenze zu Grenze zum persönlichen Härtetest werden.

 

Für den täglichen Ablauf kann man sagen „every day the same procedure“.

Morgens gibt es ein reichhaltiges gemeinsames Frühstück mit Selvservice am Bufett im Langlauf-outfit, wobei keiner aus unserer Gruppe den Haferbrei ausläßt, dann erfolgt ohne Hektik der Start. Jeder Läufer hat seinen täglichen Bedarf an Wachs, Schutzkleidung und Energie-Nahrung im kleinen Rucksack oder in der Gürteltasche. Die Streckenmarkierungen bestehen aus RRH Symbolen und roten Flatter-Bändchen. Die Tagesetappe hat drei bis vier Verpflegungsstellen, die meist nur Getränke,Rosinen,Schokolade und Gurken im Angebot haben. Das Ziel ist auch gleichzeitig das Quartier für die Nacht. An der Hotel-Reception werden die Zimmer (2-4 Bett) zugeteilt, dann wird das vom Bus ausgelagerte Gepäck aufs Zimmer gebracht und dann nix wie unter die Dusche oder in die Sauna. Nach einer kurzen Ruhepause wird das üppige Abendbrot mit Selvservice eingenommen. Bei täglich bis zu 10 stündigem Laufeinsatz,  ist der  Kalorienbedarf entsprechend sehr hoch, deshalb haben wir auch kein schlechtes Gewissen bei mehrmaligem Gang zum Buffet. Um 20.°° Uhr erfolgt die abendliche Guide-Info für den nächsten Tag, entsprechend beginnt dann im Anschluß die Präparation der Skier – Insider wissen wie lange das bei Perfektionisten dauern kann. Nach anschließendem internationalen „small talk“ geht es dann in die Horizontale bis der Wecker am anderen Morgen rappelt.

 

Die 7 Etappen :

Vor jeder Tagesetappe erfolgt vom Guide eine Abend-Information über das Wetter, die Temperaturen, das nächste Quartier und die Besonderheiten der Strecke.

An alle 7 Etappen bewegte sich das Quecksilber zwischen -5 und -8 °C, also ausgezeichnete Verhältnisse zum Wachsen und zum Laufen.

Erst am Morgen vor dem Start präpariert ein Schneemobil die Loipe und kontrolliert die Kennzeichnung der Tagesetappe, deshalb sind keine Frühstarts möglich. Nachdem alle Läufer das Quartier verlassen haben und sich auf der Loipe befinden, startet der Besenwagen. Es ist ein Schneemobil mit Anhängerkabine damit Läufer die in Schwierigkeiten sind, ins Ziel gebracht werden können.

Die gesamte Strecke von 440 km konnte in diesem Jahr ohne Änderungen bis zum Ziel durchgelaufen werden, im Gegensatz zu 2007 als Flüsse und Seen nicht zu gefroren waren und die Loipe täglich geändert wurde oder man Teilstücke mit dem Bus fuhr.

 

1.Tag

Mit zwei Bussen fahren wir bei leichtem Schneefall und -8°C um 7.°° Uhr zum großen Abenteuer nach Paljakka an die russische Grenze. Die heutige Strecke ist sehr hügelig und es geht auch gleich nach dem Start eine halbe Stunde recht bissig bergab, wobei einige von uns die ersten Stürze nicht vermeiden können.

Nachdem wir einen langen Bachlauf passiert hatten, begann der steilste Anstieg des RRH zur russischen Grenze, der nur mit „V-förmigen Grätenschritt“ zu bewältigen war.

Die Gruppenvereinbarung, bis zu Kilometer 20 zusammen laufen, wurde hier schon aufgelöst. Auf einer lange Strecke von 60 km, kann man nicht 11 Personen die unterschiedliches Laufvermögen haben, gleichzeitig ins Ziel bringen. Es bildeten sich gleichstarke Gruppen, die sich aber auch nochmals während des Tages neuformierten. Einige Neulinge in der Gruppe mußten schon am ersten Tage erkennen, daß die Lappenkilometer verdammt lang sind und mußten um 17.°° Uhr an der Zeitschranke die letzten 10 Kilometer mit dem Bus fahren. Bei anbrechender Dunkelheit erreichten die Letzten ein Sporthotel an einem See in der Nähe von Kuusamo.

 

2. Tag

Nachdem wir mit dem Bus aus der Stadt Kuusamo gebracht worden sind, laufen wir etwa 15 km auf einer alten Bahntrasse, bis wir auf eine Waldschneise kommen die 20 km lang ist. Zur Mittagszeit auf halber Distanz werden wir in einem Lappenzelt mit Lachssuppe verwöhnt und anschließend gibt es noch süße Brötchen mit Kaffee. Der Rest der Tagesetappe geht durch landschaftlich schönes Gelände mit zum Teil hügeligen Nadelwald in dem öfters durch Schilder auf lebensgefährliche Abfahrten hingewiesen und zum Abschnallen aufgefordert wird – aber es waren nur Berge mit finnischer Dimension. Nach 60 km erreichten wir ein angenehmes Hotel in Taivalkoski.

 

3.Tag

Heute sind  60 km zu bewältigen, um 8.°° Uhr starten wir ganz normal. Es ist ein abwechslungsreicher und zum ersten Mal auch ein sonniger Tag.

Auf halber Distanz befindet sich zur Mittagszeit ein altes Forsthaus mit angenehmer Atmosphäre.

Nach einem urig langen Anstieg auf einer Waldschneise kam dann auch die heiß ersehnte Abfahrt in gleicher Länge. Das heutige Etappenziel/Hotel liegt auf einem Berg in einem Abfahrtskigebiet. Man konnte dieses Hotel schon aus 15 km Entfernung bei schöner Fernsicht erkennen. Nach einem weiteren schier endlosen Anstieg erreichten wir die Liftstation am Skihang, um dann mit einem Ankerschlepper zum Hotel hochgeliftet zu werden. Der Blick vom Berghotel auf dem Syötekeskus in den finnischen Abendhimmel, wird für alle unvergeßlich bleiben.

 

4. Tag

40 km mit dem Bus oder 90 km Vasaloppet ist die heutige Alternative. Die Entscheidung treffen die meisten erst nach gelaufenen 50 km an der Verpflegungsstation im Lappenzelt.

Der heutige Start am Abfahrtshang ist für Langläufer sehr steil, deshalb fahren alle 80 Personen mit dem Bus zum unteren Startplatz an die Liftstation. Es beginnt eine abwechslungsreiche Loipe, die in eine tief verschneite 20 km lange Waldstrecke mündet, die dann leicht ansteigend bis zu einer Berghütte mit Verpflegung führt. Gegen 14.°° Uhr erreicht das „gros“ der Gruppe schon leicht erschöpft die 50 km Entscheidungs-Markierung. Außer Hartwig Blumenstein, der den finnischen Vasaloppet in Ranua erfolgreich beendet, schleichen sich alle anderen in den Bus nach Ilveslinna, um die Kräfte für restlichen schweren Etappen zu schonen.

 

5. Tag

Der Tag beginnt heute geruhsam, denn die knapp 50 km deuten auf einen halben Ruhetag hin.

Zuerst treffen sich alle um 9.°° Uhr zum Gruppenfoto am See, dann geht es gleich von dort in die Loipe. Die Mittagsrast wird an einem Lagerfeuer mit Hüttenschutz gehalten. Die bereitgestellten Würstchen müssen an einem Holzstab gehalten, im Feuer gebraten werden. Der Geruch von Feuer und Würstchen stieg uns angenehm in die Nase, leider schmeckten die Würste nicht so gut wie sie aussahen. Nach 35 km erreichten wir eine Schule zur Rast, in der auch die finnischen Läufer übernachteten mußten. Wir liefen noch die restlichen 15 km nach Hosio um in der dortigen Schule ein Massenquartier anzutreffen.

 

6. Tag

Die heutige Strecke von 60 km  führt bei sonnigem Wetter, zum großen Teil über tief verschneite einsame Hochmoore, den finnischen Fjells mit flachen Sträuchern  und abgestorbenen Kiefern, die eine abstrakte Atmosphäre wie bei einer Mondlandschaft  vermitteln. Trotz eines sonnigen Tages fühlt man sich hier oben wie in einem Kühlschrank , denn die angetroffene eisige Stille wird durch keinen Tier- oder Vogellaut erwärmt.

 

Das Ende der Tagesetappe beschließt ein langer Anstieg zur Berghütte in Honkamaa. Heute wurde nur spartanische Loipenverpflegung angetroffen, deshalb mußte jetzt die Hüttenkost das       Kohlenhydratedepot wieder auffüllen. Im Anschluß wurden wir mit dem Bus in das 2 km entfernte alte Schulhaus nach Kivalo gebracht. Eine Schule wie aus dem Mittelalter, mit Massenquartier und den logischen Schnarchproblemen, ohne Wasser und mit einem 4 Sitzer Hof-Toilettenhaus. Ohne mit einem Tropfen Wasser in Verbindung zu kommen ging es auf die Schnarchetage.

 

7.Tag

Der Morgen beginnt wie der Abend geendet hat nämlich ohne Wasser. Wir werden die 2 km zur  Starthütte gebracht, um dort ausgiebig frühstücken zu können. Weil heute für viele die längste Etappe mit 75 km ansteht darf auf keinen Fall der Haferbrei der fast ein sicheres Ankommen garantiert fehlen. Die ersten 20 km laufen wir auf und ab über eine schöne Hochebene mit oft bissigen Abfahrten, die manchen von uns mit harmlosem Sturz in den Schnee zwingt. 25 km vor dem Ziel ist noch eine Raststätte, im Sitzen kann man sich auf die letzte Attacke des RRH konzentrieren.

 

Nach ca. 15 km erreicht man einen zugefrorenen Fluß, auf dem man stromauf bis Tornio dem Reiseziel entgegen laufen muß. Der Fluß mit seinen vielen Brücken scheint kein Ende zu nehmen, öfters  unterbricht das monotone Skilaufen ein pfeifender Motorschlitten, der von Jugendlichen gesteuert, entgegen gerast kommt.

Aber dann ist es soweit, nach einer riesigen blauen Stahlbrücke sieht man die Fahnen des Zieles, das mit dem finnischen „Maali“ beschriftet ist. Schnell unter der Zielfahne hindurch und ab mit kalten Füßen ins nahe gelegene Hotel zum Duschen.

Mit einer harmonischen Abschlußveranstaltung zu der alle teilnehmenden Nationen eine kleinen Unterhaltungsbeitrag leisteten, unsere Gruppe für die deutschen Teilnehmer, endete das Abenteuer Rajalta Rajalle in Finnland.

 

R.Schäfer

 

Teilnehmer :

Krause, Karl Heinz      *1950              Kaufungen       Skiclub Nieste

Hausmann, Hans          *1948             Kaufungen       Skiclub Nieste

Schäfer, Reinhard         * 1941            Schauenburg    Skiclub Nieste

Moser, Gerhard           * 1949            Schauenburg

v. Donop, Harald         * 1940            Niestetal

Hilmes, Horst               *1940             Nieste

Unger, Willi                  * 1947            Vellmar Skiclub Nieste

Austrup, Wilfried          * 1941            Baunatal

Gertenbach, Martin      * 1940            Kassel

Blumenstein, Hartwig    * 1948   Kassel             Skiclub Nieste

Happel, Fritz                * 1940            Kassel             Skiclub Nieste

 

 

Tagesetappen  :

  1. Tag – Russ.Grenze bis Kuusamo    – 60 km
  2. Tag – Kuusamo      bis Taivalkoski – 60 km
  3. Tag – Taivalkoski   bis  Syöte          - 60 km
  4. Tag – Syöte            bis  Ranua         - 90 km oder 50 km
  5. Tag – Ranua           bis  Hisio           - 50 km
  6. Tag – Hosio            bis Honkamaa   - 60 km
  7. Tag – Honkamaa    bis Tornio          - 75 km